Tempora mutantur…
Seit 2003 lebe ich hier, in Italien, genauer: in den Marken. Im CASA ADAGIO. Ein Bed&Breakfast, das wir beide, Ingelis Gnutzmann und ich, in einem ehemaligen, rund 200 Jahre alten Bauernhaus eingerichtet haben. 
Gelegentlich komme ich noch zum Schreiben, zwei (nur zwei...) Lieder sind in der Zwischenzeit entstanden. Hier unten der Text von dem ersten Lied, geschrieben 2014.
Außerdem habe ich - seit 2001 - sozusagen einen Prae-Blog betrieben: DER TRANSDEMOKRAT. Falls jemand, der historisches Interesse hat, nachschauen will: www.der-transdemokrat.de.
Seit Anfang 2017 nun ein "richtiger" Blog: NICHTS. Die Reaktionen darauf ermutigen mich weiterzumachen.
 Wenn man älter wird...

Wenn man älter wird, so heißt es, wird man reifer und weiser
Ob auch ich, das weiß ich noch nicht so genau.
Jedenfalls meine Lieder werden zunehmend leiser
und sie sind nicht mehr rot, sondern blau. Oder grau.
Und ich träume in vielen Nächten wirre Szenen
oft nur seltsam, doch oft auch voller Ängste und dannwach ich auf, mit nasser Stirn und auch manchmal in Tränen,so dass ich ewig nicht mehr einschlafen kann.

Ich lasse mich noch immer durch alle Medien informieren,
doch ich rege mich heut nicht mehr wie früher auf, ich weiß:
die Politiker, die sich täglich in den Talkshows produzieren,
die handeln bezahlt und auf anderer Mächte Geheiß.
Und ich zucke mit den Schultern oder lache,
hin und wieder leicht gequält, aber meist ganz befreit.
Und ich werfe mir nicht vor, dass ich keine Lieder mehr mache,
zumindest nicht solche wie die in früherer Zeit.

Ich versuche, die Zeit, die mir bleibt, zu genießen,
das ist nicht so leicht wie es mancher wohl glaubt.
Denn ich spüre, dass mich Kräfte und Energien schon verließen,
was mir manches, das mir wichtig war, heute nicht mehr erlaubt.
Andrerseits kann ich mich jetzt über kleine Dinge freuen:
wenn mein weißer Kater schnurrt, wenn mich Sommerwärme umfängt,
wenn ein Gläschen zu viel Wein mich nicht zwingt zu bereuen,
wenn für Stunden keine lästige Pflicht meine Freiheit einengt.

Bin also älter, vielleicht auch reifer, womöglich gar weiser...
Mein Problem: noch fühle ich mich jünger als ich bin.
Und doch wird mein Protest wie meine Lieder immer leiser,
ich nehme viel mehr als in jüngeren Jahren hin. 
Ich lerne, damit zu leben, und ich habe auch Glück,
denn ich muss ja nicht mehr zwanzig sein, zumal in einer Zeit,
wo so manch' hochgelobter Fortschritt ein Schritt ist zurück 
und was wir so nahe wähnten, so unvorstellbar weit.

Mai 2014